Winnigstedter Gespräche – 2022

Winnigstedter Gespräche     Folge 13 - Dezember 2022

Name: Carsten Konopka

Alter: 55 Jahre
Beruf: Bildbearbeiter/Reinzeichner, gelernter Fotolaborant
Hobbys: Basteln, digital und analog, Apple-Computer, Lesen und Kochen

1. Aus welchem Grund und wann hat es dich nach Winnigstedt gezogen?
Ich bin hier ja sozusagen das Greenhorn, da ich erst im Sommer 2020 nach Winnigstedt gekommen bin. Gesucht habe ich schon einige Jahre nach einem kleinen Häuschen in der Nähe Schöppenstedts. Beinahe wäre ich schon in Uehrde, Klein Denkte oder Remlingen gelandet, zum Glück ist es dann Winnigstedt geworden, zurückblickend. Als gebürtiger Braunschweiger mit Abstechern nach Groß Lafferde, Salzdahlum und Königslutter fühle ich mich nun daheim angekommen.

2. Warum bist du bis heute in Winnigstedt geblieben und was macht das Leben in Winnigstedt besonders aus?
Als selbständiger Bildbearbeiter und Reinzeichner mit Firmensitz in Winnigstedt arbeite ich zu 99% von daheim und habe hier ein angenehmes Umfeld mit ausreichend Räumlichkeiten dafür gefunden. Dazu ein kleiner Garten, das ist schon perfekt – hier liebe ich die Nähe zur Natur – von Gnitzen, Kriebelmücken und Co. abgesehen ;-).

Gerne verzichten würde ich auch auf die regelmäßigen Waschbärbesuche. Aber ich freue mich über jede Visite von Mauswiesel, Molch, Fuchs und Fasan inkl. der übrigen, üppigen Vogelwelt. Leider wird in der Nachbarschaft oder auch von der Gemeinde immer mehr Gesträuch und Baumbestand entfernt, was der hiesigen Artenvielfalt und dem Schutz vor Sturm/Hochwasser keinen Gefallen tut.

3. Welches ist das bedeutsamste/ beeindruckendste/ nachhaltigste Ereignis, was du in Winnigstedt erlebt hast/ dir in Erinnerung geblieben ist?
Das ist leider kein schönes, denn der Brand des Nachbarhauses und die damit verbundenen Umstände waren schon beängstigend und einschneidend. Schön, dass nun wieder alles beim Alten ist.

4. Was gefällt dir in Winnigstedt am besten?
Meine allesamt sehr offenen und hilfsbereiten Nachbarn geben mir immer ein gutes Gefühl, es fühlt sich schon etwas familiär an. Ebenso schätze ich sehr die Bodenständigkeit der Winnigstedter (jener, die ich bisher kennenlernen durfte! 

5. Welcher Ort/ welches Gebäude/ welcher Platz hat für dich eine besondere Bedeutung/ Faszination?
Mein Bett.
Danach noch mein Gärtchen mit dem umwerfenden Blick über die Pferdekoppel nach Schöppenstedt bzw. zur Asse. Hier lässt sich wunderbar der Feierabend genießen, bis die Sonne sinkt und die ersten Fledermäuse und Eulen auf die Jagd gehen.
Außerdem liebe ich die alte Bahnstrecke, auf der man auf eine magische Weise bis ins Bruch gelangt. Hier ist nur der Poller inmitten der Treppe sehr hinderlich für Radfahrer. Dahinter erschließen sich die „Lost Places“ von Mattierzoll mit ihrer vergessenen? Geschichte und den herrlichen Gebäuden, die leider dem Verfall preisgegeben sind. Dies ist meine Lieblings-Radelstrecke, wenn ich wieder mal zu lange am Rechner gesessen habe.

6. Wo siehst du in Winnigstedt noch Potential?
Mit den sich ändernden Mobilitätskosten hoffe ich auf eine kleine Einkaufsmöglichkeit, damit nicht für jedes Stück Butter das Auto herhalten muß. Sehr komfortabel sind für mich hier schon der Winnis-Wiesenei-Kiosk und der freitägliche Marktstand. Auch der Weg zum Roklumer Bäcker ist mit dem Rad machbar.

Der Ganterplatz sollte wesentlich attraktiver gestaltet werden, damit er sein jetziges Baustellen-Flair verliert. Mit etwas mehr Grün, Sitzgelegenheiten und so weiter wäre dies ein schöner Dorfmittelpunkt für Groß Winnigstedt. Vielleicht gibt es dabei ja auch eine Möglichkeit, das Tempo des Durchgangsverkehrs etwas zu drosseln.

7. Mit welchem Satz würdest du für Winnigstedt bei Freunden, Verwandten/ Kollegen werben?
Werben möchte ich momentan nicht, solange es auf Neubau hinausläuft – für mich ist es großer ökologischer Schwachsinn, neue Häuser zu bauen, wenn soviel Leerstand mit teilweise guter Substanz vorhanden ist. Obige Sätze sind schon Werbung genug, oder?

8. Welche Veranstaltung würdest du gerne in Winnigstedt erleben, die du auch ggf. selbst bereit wärest zu organisieren?
Sehr genossen habe ich den jährlichen Lafferder Markt in Groß Lafferde, der allerdings auf hunderte von Jahren alter Tradition beruht, sowas entsteht nicht in kurzer Zeit, leider. Da bin ich nicht der geselligste Mensch bin, sind größere Veranstaltungen sowieso nicht unbedingt mein primäres Interesse.

9. Unbeachtet finanzieller, rechtlicher, tatsächlicher oder anderer Gründe, was wünschst du dir für/ in Winnigstedt?
Radwege, Car- oder E-Bike Sharing und einen Imbiss. Außerdem fände ich eine Art Diskussionsplattform/Blog auf der Homepage reizvoll. Dort könnten Wünsche, Anregungen und Tratsch einen Platz finden, so auch ein Flohmarkt oder Büchertausch, Mitfahrgelegenheiten etc.

Extrem freuen würde ich mich über eine Brücke, um den Großen Graben zu überqueren, ohne zur B79 oder nach Dedeleben ausweichen zu müssen. Dies z.B. in Verlängerung des Bruchweges. 

10. Eine Bitte an Alle
Da ich an der Geschichte und dem Schicksal Winnigstedts sehr interessiert bin, was auch die Erhaltung alter historischer Unterlagen oder Fotos für die Nachwelt beinhaltet, ist mein „ehrenamtlicher Beitrag" hier die kostenlose, professionelle Digitalisierung aller Dokumente in Bezug auf unser Dorf. Eventuell können wir den Punkt „Geschichte" von Winnigstdt.info damit etwas beleben.
Hierzu möchte ich auch noch erwähnen, dass ich mit Begeisterung die Romane von Georg Dessaul gelesen habe, wobei ich hier keinerlei Anhaltspunkte bezüglich der Grenze von Fiktion zu Realität habe. Aber immerhin lebe ich in dem Haus, in dem die Wurzeln dazu gelegt wurden.

Frage des Ortsbeauftragten:
Welche Vorschläge hättest du, um mehr, vor allem junge Winnigstedter für Ehrenämter zu begeistern?
Dazu kann ich nichts sagen.

Das Interview führte Martin Pape